Mitteilungen

„Man frage mich nicht, wer ich bin, und man sage mir nicht, ich solle derselbe bleiben: das ist eine Moral des Personenstandes; sie beherrscht un­se­re Ausweispapiere. Sie möge uns freigeben, wenn es sich darum handelt zu schreiben.“  (Michel Foucault)

 

Januar 2014♦ Die Arbeiten am Band II meiner „Versionen des Den­kens“ haben begonnen. Ob ich am Ende die Sy­stematik des ersten Entwurfs (1. Enttäuschendes, 2. widerständiges und 3. utopisches Denken) bei­behalten werde, ist al­ler­dings offen. Die weitgehend enttäuschende Resonanz auf die Veröffent­li­chung von Band I führt zu einem schrift­stel­le­ri­schen (Selbst-) Widerstand, der die anfängliche Hoff­nung, die mit dem Projekt verbunden war, als Utopie er­scheinen lässt und eine Modifikation der ur­sprünglichen Zielsetzung notwendig macht. Die Arbeit ist im Prozess – ein „work in process“ –, und es wäre fahrlässig, diesen Pro­zess einer ihm nicht gerecht werdenden Struktur zu unterwerfen.

Berlin, Oktober 2022

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Mitteilung

Das von Dirk Quadflieg und mir mit Unterstützung der GPWP (www.gpwp.de) seit Ok­to­ber 2018 organisierte Kol­lo­qui­um zum Seminar von Jacques Lacan wird durch die Ar­beit am Seminar XVI: Von einem Anderen zum anderen fortgesetzt. Die Kol­lo­qui­ums­grup­pe setzt sich zu etwa gleichen Teilen aus Interessierten mit Leipziger und Berliner Wohnsitz zusammen. Deshalb finden die Kolloquien abwechselnd in Berlin und Leipzig statt, u. z. am Institut für Kulturwissenschaften der Universität Leipzig und an der Ber­li­ner Klinik der Charité für Psychiatrie und Psy­cho­the­rapie. Gelegentlich finden die Tref­fen auch per Video-Übertragung statt. Interessenten melden sich bitte per E-Mail.

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Selbst-Reflexion

Wenn ich in meine Augen schaue, sehe ich den – enttäuschenden, widerständigen, mä­to­pi­schen – Abgrund, der mich von mir trennt. Identität ist nur eine leere Floskel. Jedes Selfie zeigt das. Es zeigt es dem Selbst, das sich fortan nurmehr als prekäres behaupten kann.

Ich sehe das Alter, das diesem Kopf ins Gesicht geschrieben ist, und es erstaunt mich. Es fehlt ihm die Synchronie mit dem Alter, das ich vor meinem geistigen Auge mit mir he­rum­tra­ge – oder vielmehr, nicht vor meinem geistigen Auge, denn das ist zeitlos endlich, sondern in dem von mir erfahrenen  Verhältnis von Geist und Kopf, Seele und Leib…, in dem sich – und nur in ihm, diesem Verhältnis – die Zeit konstituiert.

Ich habe in meinem Buch „Enttäuschendes Denken“ einige Sätze über das Verhältnis von Den­ken, Schrift und Geist geschrieben: Schrift, habe ich dort behauptet, ist Geist minus Denken. Sie, die Schrift, ist das System des Geistes, das die Strukturalisten und Funk­ti­o­na­li­sten so ver­göt­tern, aber eben ohne Leben, ohne Existenz: reiner Geist.

So auch hier: So wie die Schrift Geist minus Denken ist, eben reiner Geist, so ist das Selfie Geist ohne Leben. Es, das Selfie, ist die Schrift des Narziss, den die Zeitgenossen und Zeit­ge­mä­ßen so vergöttern, indem sie ihm nacheifern, aber eben auch hier ohne Leben, ohne Existenz: toter Geist.

Ich habe in meinem Buch auch über das Alter und Älterwerden geschrieben, Sätze, die vor der Konkretheit des Eindrucks, die jetzt meine Selfies auf mich machen, verblassen. Phi­lo­so­phie, habe ich geschrieben, ist Philosophieren in den Zeiten und Räumen unserer Er­fah­rung. In anderen Zeiten und Räumen ist sie nicht, ist sie nur noch Geschwätz, wie im Üb­ri­gen das Meiste heute, das sich Philosophie nennt, auch das, was bis dato aus meiner ei­ge­nen Feder stammte.

Und genau da, da ist er wieder, dieser – enttäuschende, widerständige, mätopische – Ab­grund, der mich von mir trennt und der es möglich macht, mich mit anderen Augen zu sehen als mit denjenigen, die mir jetzt in meinen Selfie-Augen entgegenstarren.

Postscriptum ad caput mortuum:

Ja, meine Augen starren mich an, sie sind starr wie der Tod, und in diesen Tod, der sich schon im Leben ankündigt, blicke ich. Wir haben uns schon so sehr daran gewöhnt, in die starren Augen unserer Selfies zu blicken – im trügerischen Glauben, wir könnten da­rin die Augenblicke un­se­res Lebens festhalten -, dass wir in ihnen überhaupt nicht mehr den Tod erblicken, dem wir uns doch auf diese Weise ergeben. Insofern sind wir alle immer noch – und immer wieder –  Kinder eines gewissen J. W. v. Goethe: „Verweile doch, du bist so schön“.

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Mitteilung

Es ist so weit: Der erste Band meines drei­tei­li­gen Buch­pro­jek­tes „Versionen des Den­kens“, an dem ich in den letzten acht Jahren neben meiner Dozenten-Tätigkeit gearbeitet habe, ist im Parodos Verlag er­schie­nen. Der Band kreist um das Thema Enttäu­schung und trägt den Titel „Ent­täu­schen­des Denken“. Die beiden Folgebände werden sich den The­men Widerstand („Wi­der­stän­di­ges Den­ken„) und Hoffnung („Uto­pi­sches Denken“) widmen. Neben der Ankündigung des Buches hat der Verlag auf seiner Website das In­halts­ver­zeich­nis des Buches sowie einen 25-seitigen Textauszug zur Ver­fü­gung gestellt. Wer sich dafür in­te­res­siert, kann hier fündig werden.

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Ältere Mitteilungen

♦ Mein bereits seit längerem an­ge­kün­dig­tes Buch: Versionen des Denkens – Version I: Enttäuschendes Denken, ist mittlerweile er­schie­nen (vgl. die Mitteilung oben). Auf­grund der Co­ro­na-Epidemie musste die Veröffentlichung leider immer wieder aufge­schoben werden. Mittlerweile haben aber auch schon die Arbeiten am zweiten Band der Trilogie begonnen. Ich gehe von einem Abstand von zwei bis drei Jahren zwischen den ein­zel­nen Bänden aus. Das mag einem Außenstehenden lange vorkommen, aber für mich ist das eine kurze Zeit, zumal ich nicht mehr der Jüng­ste und festen Willens bin, alle drei Bände auf den Weg zu bringen. (August 2021)

♦ Aufgrund der Corona-Epidemie musste das Phi­lo­so­phie­fe­sti­val „Ein Fest der Wie­der­ho­lung“ in Naumburg, an dem ich mich mit einem Beitrag zum Thema der Wie­der­ho­lung aus philosophisch-psychoanalytischer Perspektive be­tei­li­gen wollte, abgesagt werden. Mög­li­cher­wei­se findet das Festival aber im kommenden Jahr (2021) statt.

♦ Ein wichtiger Text von mir über Zeiterleben ist jetzt (September 2020) end­lich im Kohl­ham­mer Verlag in einem Sam­mel­band erscheinen (Link: hier).

♦ Mein lange angekündigter Text „Das Böse in der Phi­lo­so­phie“, im Juni 2018 in der Zeit­schrift ‚Psychotherapie im Dialog“ erschienen, ist jetzt auch online lesbar: hier.

♦ Ich beteilige mich an einem kleinen Forschungsprojekt zum The­ma „Zeiterleben“. Ein erstes Resultat der Arbeit findet sich hier, ein zweites hier, ein drittes hier und ein vier­tes hier.

♦ Vor einiger Zeit habe ich mich an der Medizinischen Hochschule Brandenburg auf Ein­la­dung von Prof. Dr. M. Heinze an einer Seminardiskus­sion beteiligt, in der es um das Ver­ständ­nis von Freiheit bzw. Selbstbestimmung im medizinisch-psy­chi­a­tri­schen Diskurs ging. Meine Dis­kus­si­ons– bzw. Vor­trags­grund­la­ge ist hier online einsehbar.

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Mittlerweile ist der Sammelband zur Tagung in Er­in­ne­rung an Bernd Heiter von 2017 „Leute zuRechtmachen. Praktiken der Formierung des Menschen in der po­li­ti­schen Gegenwart“ im Parodos-Verlag erschienen. Der Band gliedert sich in zwei Teile. Jeder Teil wird durch einen Text von Bernd Heiter eröffnet, der durch den un­mittelbar folgenden Beitrag kommentiert und dessen The­ma durch die jeweils anschließenden Beiträge ver­tieft wird. Die Autoren der Beiträge sind: Th. Billmeier, S. Guski-Leinwand, W. Heuer, U. Heuner, Chr. Kupke, St. Rosenmüller, R. Sonderegger und N. Trcka. Her­aus­ge­ge­ben habe ich den Band gemeinsam mit Chr. Kurth und St. Rosenmüller.

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Im Oktober 2018 begann ein von Dirk Quadflieg und mir mit Unterstützung der GPWP (www.gpwp.de) organisiertes Kolloquium zum Seminar von Jacques Lacan, Buch XI (1964): Die vier Grundbegriffe der Psychoanalyse. Die Kolloquiumsgruppe setzt sich zu etwa gleichen Teilen aus Interessierten mit Leipziger und Berliner Wohnsitz zusammen. Deshalb finden die Kolloquien abwechselnd in Berlin und Leipzig statt, und zwar an fol­gen­den Samstagen, jeweils um 14.30 Uhr: 13.10.18 (Leipzig), 3.11.18 (Berlin), 8.12.18 (Leipzig), 12.1.19 (Ber­lin) und 23.2.19 (Leipzig), 13.4.19 (Berlin), 11.5.19 (Leipzig), 15.6.19 (Berlin), 20.7.19 (Leipzig), 21.9.19 (Berlin), 26.10.19 (Leipzig), 16.11.19 (Leip­zig) und 11.1.19 (Berlin). Weitere Termine folgen. Ort der Tref­fen in Leipzig: Se­mi­nar­raum des Instituts für Kul­tur­wis­sen­schaf­ten, Gebäude des GWZ („Gei­stes­wis­sen­schaft­li­ches Zentrum“), Beethovenstraße 15, Raumnummer H5 1.16. Ort der Treffen in Berlin: Charité-Klinik für Psychiatrie und Psy­cho­the­rapie,  Schu­mann­stra­ße 20/21, 10117 Berlin, Seminarraum, auch: „Bon­hoeffer­raum“. Interessierte mel­den sich bitte per E-Mail.

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Am 16.9.17 fand im Berliner BIPP (Berliner Institut für Psy­cho­the­ra­pie und Psychoanalyse e.V.) eine von mir mit or­ga­ni­sier­te Tagung der GPWP statt. Sie widmete sich dem Thema „Leute zurechtmachen. Praktiken der For­mie­rung des Men­schen in der politischen Gegenwart“. Der Titel ging auf einen Text meines im letzten Jahr ver­stor­be­nen Freundes und Kollegen Bernd Heiter zurück. Wir, Thilo Billmeier, Ulf Heuner, Christoph Kurth, Stefanie Ro­sen­mül­ler, Nina Trcka und ich, wollten ihn mit dieser Tagung ehren. Ein Buch mit den Vorträgen der Genannten sowie von Wolfgang Heuer, Susanne Guski-Leinwand und Ruth Sonderegger ist in Vorbereitung. Es wird im Parodos Ver­lag Berlin in der Reihe erscheinen, in der bisher auch alle anderen GPWP-Bände erschienen sind.

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gpwp-freiheitsband

Im November 2016 ist ein Sammelband er­schienen, an dem ich als Herausgeber und Autor mit­ge­ar­be­itet habe: Freiheit zwi­schen Normativität und Kre­a­ti­vi­tät, hrsg. v. I. Eckle, M. Heinze et al., Berlin 2016. Das Buch ist im Parodos Verlag erschienen. Es do­ku­men­tiert die Ju­bi­lä­ums­ta­gung der GPWP, die am 9. und 10. Mai 2014 aus Anlass des 20-jährigen Be­ste­hens der Gesellschaft statt­fand. Autoren des Bandes sind (in der Reihenfolge der Beiträge): Dirk Quadflieg, Milan Pru­cha, Rudolf Bernet, Stefanie Rosenmüller, Klaus Le­fe­rink, Joachim Küchenhoff, Emil Angehrn und Kai Vo­ge­ley. Ich selbst bin mit dem Beitrag vertreten: „Versuch über die Mög­lich­keit und die Unmöglichkeit von Freiheit. Entwurf ei­nes relativistischen Freiheitskonzepts.“ Au­ßer­dem findet sich im Anhang mein Einleitungs-Vortrag abgedruckt, den ich anlässlich der Tagung gehalten habe und den man online auch als Blogbeitrag unter dem Titel Nach zwanzig Jahren nachlesen kann.

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Viele meiner Texte sind in wissenschaftlichen Sammelbänden veröffentlicht worden (vgl. die Bibliographie). In den letzten Jahren habe ich mich jedoch anderen, mehr es­sayi­sti­schen Formen des Schreibens zugewandt. Bei Interesse an solchen Texten von mir verweise ich auf meinen Blog Philosophische Notizen.

Online abrufbar sind darüber hinaus von mir z. Zt. folgende Texte:

  1. zwei Texte zu Lacan und Kristeva:
  2. zwei Texte aus dem „E-Journal für Philosophie und Psychiatrie“:
    • Was ist so unverständlich am Wahn? Philosophisch-kritische Darstellung des Jasper’schen Unverständlichkeitstheorems, in: E-Journal für Philosophie und Psychiatrie, 2008, http://www.jfpp.org/jfpp-1-2008-01.html
    • Die Zeitlichkeit biographischer Erfahrung. Für ein erweitertes Verständnis des Biographiekonzepts, in: E-Journal für Philosophie und Psychiatrie, 2011, http://www.jfpp.org/83.html
  3. und zwei Texte aus dem E-Journal „Philosophie der Psychologie“:
    • Metaphysischer Determinismus und naturgeschichtliche Freiheit. Zur ge­gen­wär­ti­gen Debatte über Willensfreiheit und Gehirndeterminismus, in: E-Jour­nal Philosophie der Psychologie, Nr. 6, Oktober 2006, abrufbar unter: http://www.jp.philo.at/texte/KupkeC1.pdf
    • Subjekt und Individuum. Zur Bedeutsamkeit ihres philosophischen Unterschieds in der psychiatrischen Praxis, in: E-Journal Philosophie der Psychologie, Nr. 8, Juni 2007, http://www.jp.philo.at/texte/KupkeC2.pdf

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